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HWK Schwaben, Sascha Schneider

Pressemitteilung Das Abenteuer Walz im Handwerkermuseum

Schreinermeisterin Johanna Röh war vier Jahre in 11 Ländern auf der Walz - ihre Erlebnisse begeisterten 150 Zuhörer auf der Langen Kunstnacht

 

Die Walz ist ein Abenteuer! Und was für eines! Das erfuhren auch die über 150 Zuhörer, die im Rahmen der Langen Kunstnacht in Augsburg in den Hof des Schwäbischen Handwerkermuseums gekommen waren. Dort stellte sich Johanna Röh aus Alfhausen den Fragen von Susanne Sylvester, stv. Geschäftsbereichsleiterin bei der HWK Schwaben. Die Schreinermeisterin konnte von einer besonderen Erfahrung berichten. Denn sie war über vier Jahre auf Wanderschaft und hatte in dieser Zeit in elf Ländern Station gemacht. In den Pausen zwischen den Moderationen, konnten die Zuschauer der 30jährigen zusehen, wie sie mit Werkzeugen, die sie aus Japan mitgebracht hatte, ihren Lieblingswerkstoff Holz bearbeitete. Ebenso konnten die Gäste persönliche Fragen stellen und so ein wenig in das Abenteuer Walz eintauchen. Die Lange Kunstnacht in Augsburg stand in diesem Jahr unter dem Motto: Lange Nacht der Abenteuer.

Charlottenburger geschnürt - und los!


Zwei Wochen nach ihren Abitur und den Gesellenbrief als Schreinerin in der Tasche, packte Johanna Röh ihre Habseligkeiten zusammen, schlüpfte in die schwarze Kluft und los ging’s – zu Fuß und ohne Geld. Ohne Vorbuchung – einfach drauf los. „Ich wollte berufliche Erfahrungen sammeln und reisen. Das war mein Plan. Da kam mir die Walz sehr gelegen, denn in der Wanderschaft konnte ich beides gut miteinander verbinden“, erzählt die sympathische Handwerkerin den Zuhören. Verunsicherung oder gar Angst habe sie nicht verspürt, sie sei sehr optimistisch an alle Vorhaben herangegangen und die Menschen weltweit seien ihr auch offen begegnet.

Ihre persönliche Intention, ihr Handwerk besser kennen zu lernen und im Ausland Erfahrungen zu sammeln sei voll aufgegangen: „Der Werkstoff Holz ist zeitlos und wird in allen Kulturen verarbeitet. Seit Jahrhunderten schaffen wir Dinge, Formen, Gegenstände aus Holz und bleiben nie stehen. Neue Techniken verändern das Gewerk und es ist unglaublich spannend dies hautnah zu erleben“, sagt Röh, die heute als Schreinermeisterin und Restauratorin selbständig ist. Besonders beeindruckt haben Johanna Röh ihre Erlebnisse in Japan. Das sei ein Eintauchen in eine andere Welt gewesen. „Aufgrund meiner westlichen Prägung fiel es mir anfangs schwer, das System aus Lehrer und Lernenden - Sensei und Deshi - zu verstehen. Diesen Austausch zuzulassen, der von Demut, gegenseitigem Respekt und viel Energie geprägt ist, hat mir viel gegeben“, beschreibt sie ihre Erfahrungen im Land der aufgehenden Sonne. „Sprechen Sie japanisch? Wie haben Sie sich denn verständigt?“ will Moderatorin Susanne Sylvester wissen. „Anfangs mit einem Sprachcomputer, mit Gesten und eben genau hinhören - da kommt man schon rein“, meint sie. Ein knappes Jahr war sie in Japan und konnte so tiefe Einblicke in die handwerkliche Arbeit gewinnen. Am Ende ihres Aufenthaltes lud sie ihren Meister zur Heimkehrfeier nach Deutschland ein. Der Sensei, der noch nie Japan verlassen hatte, weder Englisch noch Deutsch spricht, stand dann am Morgen der Feier vor ihrer Tür.

Zuhörer begeistert


Die Gäste, die zur Langen Nacht der Abenteuer in den Hof des Schwäbischen Handwerkermuseums gekommen waren, zeigten sich hoch interessiert. „Ich habe noch nie jemanden gesprochen, der auf der Walz war – und noch dazu eine Frau, die sich das traut – einfach toll. Hab‘ nicht gewusst, was im Handwerk alles möglich ist“, sagte eine junge BWL-Studentin. Ein Schreinermeister, der aus den Medien von der Veranstaltung erfahren hatte, meinte anerkennend: „Alle Achtung, was diese junge Frau geleistet hat und wie sie mit den Werkzeugen umgeht. Ich hab genau hingesehen, perfekt!“

Die Handwerkskammer für Schwaben (HWK) beteiligt sich mit ihrem Schwäbischen Handwerkermuseum jedes Jahr an der Langen Kunstnacht. „In diesem Jahr kam uns nicht nur das Motto Abenteuer sehr gelegen, sondern wir sind ganz glücklich, dass genau am 6. Juli, dem Veranstaltungstag, die Augsburger Wasserwirtschaft zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Da sind wir mit unserem Museum mittendrin“, freut sich Moderatorin Susanne Sylvester.

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Herr Messer Museum Mauer

Wortweiser:


Die Walz – auch heute noch up to date

Stenz, Charlottenburger, schwarze Kluft, ein breitkrempiger Hut – immer wieder tauchen im Straßenbild Wandergesellen auf. Diese Handwerker haben nach ihrer Gesellenprüfung den Entschluss gefasst „auf die Walz“ zu gehen. Das heißt: mindestens drei Jahre und einen Tag dürfen sie ihren Heimatort nicht betreten. Die Gesellen, vor allem Männer, haben Berufe in unterschiedlichen Handwerken. Die meisten sind Zimmerer oder kommen aus der Baubranche. Wer sich entschließt ein Wandergeselle zu werden, der muss schuldenfrei, kinderlos, unter 30 Jahren alt sein und während der Reisezeit die Bannmeile (50km) zum Heimatort einhalten. Reisen ist nur zu Fuß oder per Anhalter erlaubt, außer es geht auf andere Kontinente. Ein eigenes Auto ist tabu. Ebenso das Handy.

Ziel der Wanderschaft war und ist es, bei anderen Meistern weitere und neue berufliche Erfahrungen zu sammeln und sich so auf die Meisterprüfung bzw. Selbständigkeit vorzubereiten.

Zur Zahl der Gesellen, die derzeit auf Wanderschaft sind, gibt es nur Schätzungen. Man geht von 400 bis 800 Personen aus. Um beruflich weitere Erfahrungen zu sammeln, nutzen Handwerker heute vielfach die Austauschangebote, die die Handwerkskammer (HWK) vermittelt.

 

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