Es bleiben auch Lehrstellen unbesetztNachwuchskräfte für das Handwerk sichern

(treu) "Die Unternehmen spüren klar den demografischen Wandel. Die Zahl der Schulabgänger ist auch in diesem Jahr rückläufig und wir verzeichnen ein engagiertes Suchen der Unternehmen nach geeigneten Nachwuchskräften, die – abhängig von den jeweiligen Branchen - für die Handwerksbetriebe inzwischen deutlich schwieriger zu bekommen sind," zieht Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) ein Resümée des Ausbildungsjahres.

Besondere Lücken würden sich in den Lebensmittelhandwerken und den Bau- und Ausbauberufen auftun. „Ein weiteres Indiz dafür, dass unsere Unternehmen jeden Ausbildungsplatz besetzen wollen, ist die gute Konjunktur im Handwerk. Unser Wirtschaftszweig ist sehr personalintensiv, 80% der Beschäftigten sind Fachkräfte und die meisten Tätigkeiten im Handwerk lassen sich nicht automatisieren. Speziell im Bereich der energetischen Gebäudesanierung und bei der Umsetzung der Energiewende brauchen die Betriebe Experten, die die geforderten komplexen Zusammenhänge beherrschen.“ Zum Abschluss des Ausbildungsjahres 2012 sind bei der HWK Schwaben 4.593 neue Ausbildungsverträge eingetragen. Das ist ein Minus von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu diesem Zeitpunkt waren 4.777 Ausbildungsverhältnisse in der Lehrlingsrolle registriert.

Migrationshintergrund - im schwäbischen Handwerk kein Problem

Bei der HWK Schwaben setzt man bewusst auch auf die Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund ins Handwerk. „Unsere Botschaft ist ganz klar, dass wir uns in erster Linie um die Jugendlichen kümmern, die hier sind, bevor wir junge Menschen aus dem Ausland ansprechen. Das heißt wir schaffen Angebote, dass Schulabgänger mit Migrationshintergrund schon frühzeitig in Kontakt mit dem Handwerk kommen. Als Kammer sind wir seit über 10 Jahren in diesem Segment aktiv. Über interkulturelle Schulungen der Ausbilder in den Betrieben, bis hin zu intensiver Mitarbeit in Netzwerken wie ‚Tür an Tür‘ werben wir für das Handwerk als Berufs- und Lebensperspektive dieser jungen Menschen,“ beschreibt Wagner die Arbeit innerhalb der Handwerkskammer. „Der Erfolg gibt uns Recht. In sehr vielen schwäbischen Handwerksbetrieben werden junge Leute mit Migrationshintergrund ausgebildet und erst bei unserer Meisterfeier hatten wir einen jungen Mann, der ohne Deutschkenntnisse als 7-jähriger nach Augsburg gekommen ist, schulisch nicht zu den Topleuten gehörte und jetzt mit 22-Jahren nach einem sehr guten Lehrabschluss, die Meisterprüfung bestanden hat. Dieser junge Mann ist heute in seinem Lehrbetrieb selbst für die Ausbildung verantwortlich. So sieht gelungene Integration aus.“ Eine deutliche Absage erteilte Wagner Bestrebungen Jugendliche aus dem Ausland (z. B. Südeuropa) nach Deutschland zu holen. „Wir müssen uns um die jungen Leute kümmern, die hier sind und deren Potentiale ausschöpfen.“

Jugendliche profitieren

Für die jungen Menschen hat die Situation durchaus Vorteile. So haben Schulabgänger mit guten Abschlüssen häufig eine Stelle in ihrem Traumberuf bekommen und selbst leistungsschwächere Kandidaten hatten häufig die Chance ihre Vorstellungen zu verwirklichen. Bei den Betrieben, so Wagner, gingen weniger Bewerbungen ein und so müssten die Unternehmen schon frühzeitig aktiv werden, um Nachwuchskräfte für das Handwerk zu begeistern und Auswahlmöglichkeiten zu haben. „Die Trumpfkarte für die Jugendlichen hat für die Unternehmen auch eine Schattenseite,“ stellt der Hauptgeschäftsführer fest. Niederschlag findet dies auch in der Lehrstellenbörse der HWK Schwaben, in der momentan rund 700 offene Ausbildungsplätze quer durch alle Gewerke und Regionen angeboten werden.

Praxis baut Brücke zur Theorie

Die Erfahrungen der Ausbildungsberatung der HWK Schwaben bestätigen erneut, dass Praktika nach wie vor Türöffner Nummer 1 für einen Ausbildungsplatz sind. „Wer im Praktikum handwerkliches Geschick, Leistungsbereitschaft und Interesse zeigt, wer pünktlich und engagiert ist, dessen Zeugnisse stehen für die Betriebe nicht immer im Vordergrund. Allerdings“, so Wagner weiter, „dürfen auch die theoretischen Anforderungen der anspruchsvollen Handwerksberufe nicht außer Acht gelassen werden. Die Praxis baut zwar oft eine Brücke zur Theorie, aber am Ende müssen die Prüfungen – eben auch die theoretischen – bestanden werden.“ Die Unternehmen sind daher gut beraten die Praktika sehr gewissenhaft zu begleiten und die Ergebnisse z. B. auch in einem Praktikumsbegleitheft, das die Handwerkskammer anbietet, zu dokumentieren. „Ein Betrieb, der seine Praktikanten ernst nimmt und sich kümmert wird von den jungen Menschen, die ja die Wahl haben, bevorzugt,“ ist sich Wagner sicher.

Ideen bei den Betrieben sind gefragt

„Jetzt sind Ideen, pfiffige Präsentationen der Unternehmen, der Berufe und auch ein guter Kontakt zu den Schulen gefragt. Wer künftig gute Nachwuchskräfte selbst heranbilden möchte, muss Flexibilität und Kreativität beweisen und sich als Unternehmen frühzeitig empfehlen. Gezielte und dauerhafte Kontakte zu Schulen, zu Multiplikatoren sind ein Muss für jeden Handwerksbetrieb. Positiv,“ so Wagner, „ist auch das gesteigerte Bewusstsein in den Betrieben, dass ohne Qualität in der Ausbildung nichts geht. Wir spüren dies deutlich an den erhöhten Anfragen bei der Ausbildungsberatung. Man ist sich über den Wert guter Mitarbeiter im Klaren und unternimmt viel, um junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen.“

Handwerkskammer wirbt mit Kampagnen und gibt Tipps

Gute und professionelle Information ist gerade bei der Berufswahl das A und O. „Wer sich überhaupt noch nicht schlüssig ist, was er machen möchte, findet unter den Berufsorientierungsseiten der HWK www.hwk-schwaben.de viel Wissenswertes und gute Tipps,“ ermuntert Wagner die jungen Menschen zu Aktivität. „Die Jugendlichen sind heute im Internet perfekt unterwegs. Unsere Nachwuchswerbekampagnen‚ „Macher gesucht“ , sowie die Imagekampagne mit den Berufeckecker-Filmen bieten fundierte Infos zu allen Berufen. Ebenso werben wir durch Kooperationen mit dem Bayerischen Landessportverband (BLSV), Profisportclubs wie dem FC Augsburg, den Augsburger Panthern oder den ratiopharm Basketballern in Neu-Ulm für das Handwerk und seine Berufe.“ Auch auf den Lehrstellenbörsen in Schwaben und in Schulen ist das Beratungsteam der Handwerkskammer ständig präsent.

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