PressemitteilungTrommeln für die klassische Lehre

Woche der Aus- und Weiterbildung – Wie ist das Feuer in jungen Menschen für einen handwerklichen oder industriellen Beruf zu entfachen? Welche Rolle dabei die Eltern spielen

 

(bb) Es hat schon etwas Irritierendes, wenn ein Holzhaus-Hersteller sagt „Es muss brennen!“. Gemeint hat damit Mario Reisacher, Geschäftsführer von Bau-Fritz in Erkheim (Unterallgäu) natürlich nicht, dass sich die eigenen Produkte in Rauch auflösen sollen. Vielmehr sprach Reisacher als Arbeitgeber die Notwendigkeit an, in den jungen Menschen das Feuer für einen Beruf zu entfachen. Das sei letztendlich auch der Schlüssel für Unternehmen, genügen und geeignete Lehrlinge zu bekommen. Reisacher war einer von elf Teilnehmern einer Podiumsdiskussion im Kemptener Berufsschulzentrum, wo am Freitagabend eine von 15 Auftaktveranstaltungen im Freistaat zur „Bayerischen Woche der Aus- und Weiterbildung“ über die Bühne ging. Moderator Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben, sagte gleich zu Beginn, es gehe nicht darum, das Studium gegen die gewerblich-technische Ausbildung auszuspielen. Beide Wege hätten ihre Berechtigung. Aber selbstverständlich wollten die Veranstalter – dazu zählten auch das bayerische Wirtschaftsministerium sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben – „für die duale Ausbildung trommeln“ (Wagner), also die Kombination aus betrieblicher Lehre und Berufsschule.

 

Vor allem das Handwerk leidet unter einem eklatanten Lehrlingsmangel. In Bayern konnten 2015 an die 11.000 Ausbildungsplätze nicht besetzte werden. Wie aber kann man junge Menschen anheizen für einen bestimmten Beruf oder eine bestimmte Lehrstelle? Am ehesten schaffen dies noch große Industrie-Unternehmen. Friedrich Hesemann, Chef der Liebherr-Verzahntechnik in Kempten, räumte ein, dass der gute Ruf eines weltweit agierenden Unternehmens schon behilflich sei, geeigneten nachwuchs zu finden: „Bisher hatten wir noch für jede Lehrstelle genügend Bewerber“. Liebherr hat natürlich gute „Zündhölzer“: Das Kemptener Werk arbeitet mit den Schulen zusammen und ermöglicht seinen Azubis innerhalb des Liebherr-Konzerns auch Auslandsaufenthalte etwas in Indien oder Mexiko.

 

Ein anderes Beispiel: das Oberstdorfer Bauunternehmen Geiger hat schon vor Jahren einen Kleinwagen angeschafft. Den kann abwechselnd jeweils für einen Monat ein Azubi fahren. Möglichkeiten, die ein kleiner Bäcker oder Schreiner nicht hat. Da helfe eigentlich nur, gemeinsame Sache zu machen, sagte Hans-Peter Rauch, Metzgermeister und Präsident der Handwerkskammer für Schwabenaus Waltenhofen (Oberallgäu) gegenüber unserer Zeitung. Was der einzelne Betrieb finanziell nicht im Kreuz habe, könnte eventuell die Innung leisten, zum Beispiel eben ein Azubi-Mobil anzuschaffen.

 

Einig waren sich alle Podiums-Teilnehmer, dass es im Grunde egal sei, welchen Beruf ein junger Mensch erlernt. Spaß müsse es ihm halt machen. Dann könne man in jeder Branche viel erreichen – und auch gut verdienen. Als lebendes Beispiel bestätigte dies Robert Härle, der nach einer Bäckerlehre nun Junior-Chef im elterlichen Betrieb in Blaichach (Oberallgäu) ist. Oder Alexander Hörmann, dem, wie er sagt, „als Lehrling im Hotel Sonnenalp in Ofterschwang und dualer Tourismusmanagement-Student alle Türen offen stehen“.

 

Der Bayerische Wirtschafs-Staatssekretär Franz Josef Pschierer sieht den Schlüssel für die Berufswahl im Elternhaus liegen, und dort müssten Vater und Mutter auch den Stolz zeigen, dass Töchter und Söhne nicht nur für ein Studium brennen, sondern auch für einen handwerklichen oder technisch-gewerblichen Beruf.

[mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung]

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