Bayerns Wissenschaftsminister Spaenle blendet Realität ausVon wegen Glaubenskrieg

(treu) Bayerns Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle hat heute in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen die "steigende Studierwilligkeit" positiv bewertet.

Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) ist darüber entsetzt: "Wenn ein Staatsminister die berechtigte Sorge der Wirtschaft und des Handwerks, dass künftig immer mehr Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können, als "Glaubenskrieg" abtut, dann blendet er die Realität aus und diskreditiert unser duales Ausbildungssystem."

Im schwäbischen Handwerk sind sechs Wochen nach dem Start des Ausbildungsjahres quer durch alle Gewerke noch 1066 Ausbildungsplätze unbesetzt. In Studien und Umfragen, nicht nur der Kammern, wurde mehrfach belegt, dass der größte Fachkräftebedarf in der mittleren Qualifikationsebene besteht und eben nicht im akademischen Bereich. Ausgewiesene Fachkräfte, die das umsetzen können, was Akademiker entwickeln, sind gefragt und werden in den Unternehmen gebraucht. Immer noch mehr Hochschul- und Uniabsolventen zu produzieren, geht ganz klar an den Erfordernissen der Wirtschaft vorbei.

Wagner ärgert sich massiv darüber, dass immer wieder der OECD-Vergleich mit Akademikerquoten in anderen Ländern bemüht wird. "Hier wird nicht genau hingeschaut, denn zwei wesentliche Aspekte unterschlägt der OECD-Vergleich. Punkt eins: Das einmalige duale System in Deutschland wird komplett ignoriert und die große Zahl beruflich Qualifizierter fließt nicht in die Gesamtschau ein, denn viele Topausbildungsberufe bei uns können in anderen Staaten nur über ein Studium erreicht werden. Punkt zwei: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt - Stichwort Jugendarbeitslosigkeit - wird völlig ausgeblendet. Gerade in Ländern mit dualer Ausbildung ist die Jugendarbeitslosigkeit bemerkenswert niedrig." Laut Wagner ist es Fakt, dass wir nur deswegen weniger Akademiker haben und brauchen, weil wir über das erfolgreiche Angebot der dualen Berufsausbildung verfügen.

Gefährlich sind die Aussagen des Ministers in ihrer Wirkung auf Eltern und Schüler. "Hier wird suggeriert , dass nur eine akademische Laufbahn der Schlüssel zum beruflichen Erfolg ist. Das stimmt einfach nicht," so Wagner. Es werde vielfach ausgeblendet, dass nicht alle akademischen Disziplinen gleichermaßen gute Perspektiven bieten. "Wenn alle, die engagiert und intelligent sind, glauben, sie müssten studieren, dann läuft etwas grundlegend falsch." Das Handwerk braucht tüchtige, talentierte und zupackende "Macher", die als Facharbeiter oder Unternehmer wichtige Aufgaben in der Wirtschaft übernehmen. Das sollte auch dem Bayerischen Wissenschaftsminister klar sein.

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