InterviewEU-Zulassung für Metzgereien

DHZ: Herr Rauch, warum sind bislang nur ca. 10% der schwäbischen Metzgereien zugelassen?

Rauch: Ich denke, dass eine große Unkenntnis über das Prozedere herrscht. In vielen persönlichen Gesprächen habe ich erfahren, dass über die Zulassungs-anforderungen wahre Horrorgeschichten grassieren und die Kollegen befürchten, dass die Erfüllung der EU-Auflagen mit hohen Kosten und Riesenaufwand verbunden ist. In den allermeisten Fällen ist dies aber nicht der Fall. Eine moderne Metzgerei muss hier keine Sorge haben.



DHZ: Was raten Sie denn Ihren Kollegen?

Rauch
: Das Wichtigste ist jetzt: sofort mit den Veterinären und den Amtstierärzten in den Landratsämtern und den kreisfreien Stätten Kontakt aufnehmen und einen Termin für eine Begehung im Betrieb vereinbaren. Vorab gibt es Informationen beim Bayerischen Fleischerverband und bei jeweiligen Innungen. Gerade der Verband hat während der Übergangsfrist von immerhin vier Jahren eine hervorragende Arbeit geleistet und ich kann nicht verstehen, dass die vielfältigen Angebote nicht in stärkerem Umfang angenommen wurden. Jetzt die Zeitkarte zu spielen ist ein Trugschluss. Denn die Regierung hat bereits signalisiert, dass es keine Ausnahmen geben wird.

DHZ: Braucht es nach Ihrer Auffassung die EU-Hygiene-Verordnung überhaupt?

Rauch
: Die EU-Verordnung ist unbedingt erforderlich. Es müssen gleiche Standards für alle Anbieter gelten. Denn auch für Direktvermarkter, die selber schlachten wollen, z. B. für Hofläden ist diese Verordnung und somit die Zulassung bindend. Beste Hygienevoraussetzungen sind das Fundament jeglicher Qualität. Der Zeitpunkt für die EU-Zulassung ist für handwerkliche Metzgereien optimal. So können wir unsere Betriebe zukunftsfest und zukunftsfähig machen.

DHZ: Ist Ihr eigener Betrieb zugelassen und wie lange hat dies bei Ihnen gedauert?

Rauch
: Ja klar - meine Metzgerei in Waltenhofen ist zugelassen. Ich habe am 01. Juli 2008 den schriftlichen Antrag gestellt. Nach rund 6 Wochen fand die Begehung statt. Ich musste dann noch eine kleine bauliche Veränderung vornehmen und die geforderten Standards umsetzen. Hatte die Dokumentation zunächst noch sehr umfangreich ausgesehen, so war im Rückblick alles ‘halb so wild'. Mit Hilfe der Innung und des Verbandes ließ sich das bestens bewältigen. Anfang 2009 habe ich dann die Zulassung erhalten.